Sie brauchen es hart Teil 5
Veröffentlicht am 25.11.2024 in der Kategorie FickgeschichtenGeschätzte Lesezeit: 23 Minuten, 51 Sekunden
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Man konnte über Jo alles Mögliche sagen, aber eine Barbie war sie nicht. Sie sah so aus und konnte sich wie eine verhalten, aber im Vergleich zu ihr war eine Jocasta so vielschichtig, wie Klebefurnier aus dem Bastelbedarf.
In den ersten drei Stunden, die ich allein mit ihr verbrachte, lernte ich eine ganze Reihe ihrer Schichten kennen. Es war wie bei einer Zwiebel.
Unter jeder Ebene befand sich nur noch eine weitere und noch längst nicht der Kern.
Und von der Schärfe her passte der Vergleich auch.
Da war die elegante, selbstbewusste Schickse, die ich mir ohne große Schwierigkeiten neben einer Sulola Klum oder einer Shiloh Jolie-Pitt auf dem roten Teppich vorstellen konnte. Und da war die intelligente, treffsichere Diskussionsteilnehmerin, die es vielleicht sogar schaffte, mit einem der Jungs aus dem Schachklub ein ernsthaftes Gespräch zu führen und mit Hirn zu punkten – natürlich mit einem Bonus für Brüste.
Aber es gab auch die ‚Jo von nebenan‘, die man sich hervorragend bei der Gartenarbeit in der Vorstadt vorstellen konnte. Oder eben beim Saubermachen und Aufpolieren eines völlig heruntergekommenen Autos. Oder die kumpelhafte Jo, die einem Fragen über die eigene Vergangenheit stellte, bis man viel mehr erzählt hatte, als man eigentlich wollte.
In diesen drei Stunden mit ihr fand ich heraus, dass ich Jo nicht nur geil fand, sondern sie auch einfach mochte.
Und wenn ich ihr den Rücken zudrehte, war es manchmal für einen Sekundenbruchteil möglich, sich vorzustellen, dass wir einfach Kumpel sein mochten.
So von der Sorte, wie ich echt einen gebrauchen konnte…
Als wir den Wagen letztendlich soweit grundgereinigt hatten, dass die nächste Stunde kommen konnte, sahen wir beide aus wie Kanalarbeiter. Aber ich erkannte in ihren Augen auch den Stolz auf die verrichtete Arbeit.
Sie leistete mir Gesellschaft, während ich die Halle abschloss und wir schlenderten gemeinsam über den Schulhof, bis sich unsere Wege eindeutig trennen mussten. Und dabei bemühte sich Mutter Natur darum, mit einem wundervollen Farbenspiel zum Sonnenuntergang alle Klischees zu erfüllen, die man sich in der Situation nur wünschen konnte.
Beinahe hätte ich ihre Hand ergriffen, als sie zufällig meine berührte. Beinahe hätte ich mich darauf eingelassen, für ein paar Minuten einfach das dumme Spiel von der magischen Hollywood-Romanze zu spielen.
Und ich glaube, für den Augenblick hätte sie es sogar mitgespielt.
Aber ich konnte mich zurückhalten und es kostete mich auch nicht halb so viel Kraft, wie keine Dummheiten zu machen, als sie sich mir zuwandte und sich von mir verabschiedete.
Und dabei wirklich jedes beschissene Register zog, dass jemals in einem Film aufgebracht wurde. Aber wahrscheinlich sogar ohne sich dessen bewusst zu sein, wie ich zu ihrer Verteidigung vorbringen will.
Dort, wo ich zu meiner Kellerbude unter dem Verwaltungsgebäude abbiegen musste, blieben wir stehen und sie sah mir lange in die Augen. Sie riss den Blick mehrmals los, um gleich darauf zurückzukehren und sie setzte mehrmals an zu sprechen.
Und ich war ein Abbild an Coolness, weil ich überhaut nicht in der Lage war, Sprachsignale von meinem Hirn bis zum Mund zu transportieren.
„Ich… geh dann mal heim?“, meinte sie schließlich.
Und zwar ganz klar inklusive des überdeutlichen Fragezeichens am Ende.
„Ja…“, schaffte ich eloquent zu kontern.
„Ist schon ziemlich spät…“, versuchte sie es nach einer kleinen Pause noch einmal.
„Ja…“, wandelte ich meine Taktik geschickt um.
„Also dann…?“
Als ich nichts antwortete, drehte sie sich tatsächlich halb um. Und natürlich wurde in dem Moment der Impuls übermächtig, doch was ich eigentlich sagen wollte, war einfach unmöglich auszusprechen.
„Es…“, setzte ich an und sie hielt inne und blickte erwartungsvoll zurück zu mir.
„Es hat wahnsinnigen Spaß gemacht, mit dir zusammenzuarbeiten“, war dann das, was dabei herauskam.
Durch ihre Augen zuckte Enttäuschung, bevor sie den Faden aufgriff und ein leichtes Lächeln zur Antwort produzierte.
„Ja“, antworteten ihr Mund und ihre Augen dann einstimmig.
„Hat es wirklich.“
Sie ging dann und ich wusste genau, was ich hätte sagen müssen, um sie nun in meinen Armen zu halten, anstatt ihrem süßen Po dabei zuzusehen, wie er in die Abenddämmerung verschwand.
Und ich wusste auch, weswegen ich es nicht gesagt hatte. Ich kannte meinen Platz.
Aber… Leck mich am Arsch…
Ich wünschte mir, ich hätte drauf geschissen!
Glücklicherweise schaffte mein Metabolismus es dann irgendwann doch noch, mir die gehörige Portion Romanzen-Weichei wieder aus dem System zu spülen. Ich konnte durchatmen, mit den Schultern zucken und akzeptieren, dass ich ein Idiot war und trotzdem das Richtige getan hatte.
Ich konnte mich umdrehen und mich auf den Weg in mein schickes Ein-Zimmer-Apartment mit Gefängniszellen-Charme machen. Und ich konnte mir eine Zigarette anzünden.
Zeugen für diese Verfehlung musste ich um die Uhrzeit ja zum Glück nicht mehr befürchten.
Hätte ich es nicht getan, wäre vielleicht einiges anders gelaufen. Was wieder einmal ein Beleg dafür war, dass Rauchen eindeutig die Gesundheit gefährdet. Wenn auch nicht in dem Sinn, den dieser Spruch eigentlich nahelegt.
Hätte ich nicht gerade langsam gehend mit der Hand die Flamme meines Feuerzeugs abgeschirmt, als ich um die Ecke des Gebäudes bog, dann hätte ich vielleicht etwas kommen sehen. Ich hätte vielleicht reagieren können und alles wäre irgendwie anders gekommen.
Aber wer kann schon sagen, ob das nun besser oder schlechter gewesen wäre…
So war ich jedenfalls abgelenkt und checkte ein paar Augenblicke zu spät, was da auf mich zukam.
Der Knüppel von vorne knallte mir meine erhobene Hand direkt ins Gesicht und bewahrte mich davor, mit einer gebrochenen Nase zu enden.
Was meiner Hand allerdings herzlich wenig brachte, denn die war nun schlimmstenfalls verstaucht.
Das wurde allerdings zur Nebensächlichkeit, weil ein anderer Knüppel vor meinem Bein mich zum Stolpern brachte und ich mich ganz auf die Frage konzentrieren musste, ob ich mich mit der schon schmerzenden Hand abfangen sollte, oder lieber nicht.
Der daraus entstehende Versuch, es so halb mit dem Unterarm zu tun, kam dann auf die Liste von Ideen, die ich nicht wiederholen musste. Er brachte einfach nur noch mehr Schmerzen an Stellen, die eigentlich nicht hätten sein müssen.
Auf dem Boden mit dem Gesicht im Dreck konnte ich mich dann endlich der Frage zuwenden, was zum Henker eigentlich los war. Die Antwort bekam ich netterweise aus dem Dunkeln.
„Lass die Finger von unseren Mädchen, Müllmann“, zischte eine männliche Stimme.
Nein Halt… Es war schon noch mehr eine Jungenstimme und auch ohne die Wortwahl wäre ich ohne Probleme auf Bradley gekommen – den Freund meiner herzallerliebsten Jocasta.
Um Zeit zu gewinnen und weil ich mit geöffnetem Mund doch wohl eher vor Schmerz gestöhnt hätte, grunzte ich nur. Am Ablauf des ohne jeden Zweifel stundenlang vor einem Spiegel einstudierten Textes der mindestens zwei, eher aber drei bis vier Arschlöcher änderte das sowieso nichts.
„Wie es aussieht, hat er die Botschaft noch nicht richtig verstanden“, knurrte Bradley.
„Wahrscheinlich müssen wir sie ihm deutlicher machen“, freute sich ein anderer.
Kevin wahrscheinlich. Denn wo Brads Arschloch war, da war Kevin nicht weit, sondern meistens nur noch mit den Füßen zu sehen.
„Wir müssen sie ihm stenographieren“, schnauzte der Dritte im Bunde.
Beinahe hätte ich gelacht. Der war nicht nur neu, sondern auch so dämlich, dass ich nicht raten musste, wer da gesprochen hatte. Ohne reiche Eltern wäre der gute Norman niemals noch auf dieser Schule gewesen.
Und selbst so lagen seine Noten nur einen Punkt über der Mindestmarke.
Die kurze Diskussion darüber, dass eigentlich ‚Tätowieren‘ gemeint gewesen war, gab mir Zeit zum Nachdenken. Einen Hinweis darauf, wie bescheuert es war, sich nicht auf den Gegner zu konzentrieren, auch wenn der am Boden lag, verkniff ich mir.
Die Jungs waren hier, um mir die längst überfällige Abreibung zu erteilen. Und es konnte kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet den Abend wählten, an dem ich mit Jo zusammen viel gelacht und Spaß gehabt hatte.
Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass eine Frau wie Jo sie nun endlich diese Grenze überschreiten ließ. Und eigentlich war es nicht so fürchterlich gefährlich, selbst wenn ich meine schmerzende Hand mit einkalkulierte.
Schlägereien in einer dunklen Ecke waren nicht gerade die Spezialität der Deppen.
Aber ich hatte ein paar Erfahrungen damit gesammelt. Also würde ich die drei oder vier Idioten ziemlich schnell davon überzeugen können, mich in Ruhe zu lassen.
Und dann würde Jocasta als ziemlich wahrscheinliche Drahtzieherin oder zumindest Mitwisserin dieser kleinen Zusammenkunft keine Sekunde zögern, mich beim Direktor anzuschwärzen, weil ich Mitschüler angegriffen hätte. Und ich wäre raus aus der ganzen Nummer mit dem Schulabschluss.
Ein einziger, blauer Fleck auf einem der zarten Alabasterkörper um mich herum würde wahrscheinlich ausreichen, selbst wenn ich krankenhausreif geprügelt worden wäre.
Dementsprechend tat ich… gar nichts.
Ich biss die Zähne zusammen und hoffte, dass keiner der Spinner sich in einen Rausch prügeln würde. Und ich erklärte mir eindringlich, dass ich in dem Fall wimmern würde, selbst wenn mein Stolz schon allein bei dem Gedanken daran kotzen wollte.
Erfreulicherweise beschränkten sich die Arschlöcher darauf, mich schön zusammenzutreten, anstatt ihre Knüppel einzusetzen.
So konnte ich mich zusammenkrümmen und meine wertvolleren Körperregionen schützen.
Um ehrlich zu sein: Ich hatte schon Schlimmeres erlebt.
Außerdem war es dann plötzlich schneller vorbei, als ich erwartet hatte, denn mit einem Mal wurde Geschrei laut.
Da mir das Blut in den Ohren rauschte, musste ich erst einmal den Kopf wieder klar bekommen, bevor ich erfassen konnte, was passierte. Doch dann hörte ich Franks Bassstimme ziemlich aufgebracht hinter dem Geräusch weglaufender Füße her brüllen, dass ‚dies ein Nachspiel haben würde‘.
Und ich hörte Engelsgesang von schräg oben…
„Alles okay, Matt?“
Es war natürlich nicht Frank der Hausmeister, der sich über mich beugte, mir zärtlich die Hand auf die Schulter legte und mich besorgt aus himmelblauen Augen ansah.
Es war Jo. Und beinahe hätte ich mich hochgestemmt, um sie einfach zu küssen.
Ja… Adrenalin und so. Fast so schlimm wie zu viel Bier.
„Geht schon…“, grunzte ich und machte derweil eine Bestandsaufnahme.
Gebrochen fühlte sich nichts an, aber ich hatte einen Tritt in die Nieren und einen gegen den Kopf abbekommen, die mir noch ein paar Tage Freude bereiten würden.
Abgesehen von ziemlichen Kopfschmerzen und einer ziehenden Niere war ich also in ganz guter Verfassung.
Aber davon wollte Jo ganz und gar nichts wissen.
„Helfen sie mir bitte, ihn zum Auto zu bringen“, kommandierte sie in Franks Richtung. „Ich bringe ihn zu mir nach Hause, und wenn meine Mutter glaubt, dass es notwendig ist, dann fahren wir ihn zum Krankenhaus.“
Wiebittewas?
Ich wollte protestieren, aber Jo nahm mir den Wind aus den Segeln, als sie mich noch einmal direkt anblickte und zu mir sagte: „Ich bestehe darauf.“
Naja… Vielleicht sagte sie es auch zu Frank, der irgendwas geantwortet hatte, aber es wirkte auf mich wie ein verkackter Zauberspruch.
Ich ließ mir also von ihr und ihm aufhelfen und wir erreichten ziemlich schnell Jos Auto. Das sich natürlich als Melodys Auto erwies, was aber nun wirklich keine große Rolle spielte. Das die beiden die Wagen getauscht hatten, war sogar für die Reichen irgendwie nachvollziehbar.
Die kurze Fahrt – es war ein Fußweg von keinesfalls mehr als fünf Minuten – verbrachte ich damit, den Kopf klarzukriegen.
Und ab und zu einen Seitenblick auf ein ziemlich entschlossenes Gesicht zu riskieren. Eine weitere von ihren Seiten, die ich noch nicht kannte.
Erst als wir an einer der schmucken Villen ankamen und sie den Wagen auf der Einfahrt parkte, wandte ich mich den wirklich drängenden Problemen zu.
„Deine Mom wird nicht begeistert sein.“
„Bin ich auch nicht“, gab sie knapp zurück.
„Warum bist du überhaupt zurückgekommen, nachdem wir uns verabschiedet hatten?“, brachte ich ohne allzu viele ‚ähms‘ zustande.
Die Art, wie sie mich daraufhin kurz ansah, dann zur Seite blickte und fast ein wenig rot wurde, ließ mir heiß und kalt werden.
Es war nichts, was man kommentierte. Oder auch nur weiterdachte, wenn man sich in meiner Position befand. Aber es war… whew!
Themawechsel.
Auch zu meiner eigenen Sicherheit.
„Niemand wird begeistert sein“, erklärte ich. „Niemand will, dass ich Ärger verursache. Mich eingeschlossen.“
„Das dachte ich mir bereits“, antwortete sie und der entschlossene Zug war wieder da. „Deswegen werde auch ich den Ärger verursachen.“
„Wa… Was meinst du?“
Ich war irgendwie alarmiert.
Und gleichzeitig auch irgendwie berührt. Nicht gut!
„Wirst du schon sehen“, beschied sie. „Vertrau mir…“
Sagte die Spinne zur Fliege… Hätte ich antworten können. Tat ich aber nicht.
Absurderweise tat ich genau das, was sie sich erbeten hatte: Ich vertraute ihr.
Als Jo ausstieg, hörte ich sie zur geöffneten Haustür und der Silhouette einer Frau hinüberrufen.
„Estella, hilf mir bitte.“
Und Estella erwies sich nicht als ihre Mom, sondern als eine Latina in Jos Alter. Hausmädchen mit ziemlicher Sicherheit. Ja… Die Segnungen des Reichtums…
Tatsächlich brauchte ich aber nicht wirklich so richtig viel Hilfe und quälte mich selbst aus dem Wagen. Oder sagen wir: Ich wollte keine Hilfe brauchen, obwohl die Niere wirklich höllisch wehtat und mir schwindelig wurde.
Das Ende vom Lied war, dass mich dann doch zwei Frauen stützten, die zusammen vielleicht in etwa meine Gewichtsklasse hatten.
Wie… männlich…
Von der Inneneinrichtung des Hauses bekam ich tatsächlich nicht viel mit, weil sich ein wenig die Welt um mich drehte. Eine Gehirnerschütterung vielleicht. Als hätte ich sowas gebrauchen können…
Was ich aber mitbekam, war der Auftritt von Mom, die schließlich in die Küche fegte, um sich nach dem Ursprung der Aufregung zu erkundigen. Und natürlich erfasste sie augenblicklich die Anwesenheit einer Kakerlake auf einem ihrer teuren Designerstühle.
Aber der Vulkanausbruch, der sich auf ihrem Gesicht ankündigte, blieb aus, als ich etwas erlebte, dass man ohne Scheiß nur einmal im Leben bezeugen kann.
Wenn man Glück hat…
„Wer…?“, setzte die superelegante Schickse an, die gut auch Jocastas Mutter hätte sein können.
„Mom?“, schluchzte Jo.
Und ja. Ich meine tatsächlich ‚schluchzte‘. Wie in ‚mein liebstes Haustier ist gerade gestorben‘ oder ‚ich bin am Altar sitzen gelassen worden‘.
Jos Mutter wandte sich natürlich erst einmal dem Problem zu, dass noch ein klein wenig dringlicher war, als die Anwesenheit von Ungeziefer in ihrer Küche. Und ich tat das auch.
Wahrscheinlich gleichermaßen fassungslos, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, blickten wir eine Jo an, deren Gesicht sich zu einer Miene der Verzweiflung verzogen hatte und der die Tränen in Strömen über die Wangen liefen.
„Mom, ich habe Angst“, wimmerte sie und streckte hilfesuchend ihre Hand in Richtung ihrer Mutter aus.
Und da durfte ich dann einen Blick hinter eine Fassade werfen, den ich sonst nie erlebt hätte.
Denn die Schickse wurde plötzlich zu einer Mutter, wie Jocasta ganz bestimmt keine hatte.
Sie mochte vielen Klischees entsprechen, aber sie hatte Melody und Jo zumindest zum Teil erzogen. Und wenn es darauf ankam, dann konnte sie offenbar darauf scheißen, dass Tränen sich nicht mit dem… wasauchimmer, aus dem ihre Bluse gemacht war, vertrugen.
„Was ist passiert, Baby?“, fragte sie, während sie ihre Tochter in den Arm nahm und ihr tröstend über das Haar streichelte.
Und sie fragte es ruhig und gefasst und eben nicht voreingenommen. Ich glaube, für den Moment vergaß sie meine Anwesenheit ein wenig.
Stockend und immer wieder von Schluchzern geschüttelt, erzählte Jo daraufhin eine Geschichte, bei der sich mir gleichzeitig die Nackenhaare sträubten und die Kinnlade herabfiel.
„Ich hab mit Matt hier noch Nacharbeiten in dieser Tuning-AG gemacht, von der ich dir erzählt habe. Der Lehrer hat uns die Sache anvertraut.
Also eigentlich mehr Matt, als mir, aber ich durfte noch beim Reinigen helfen.
Und danach war Matt noch so nett, mich fast bis zum Wagen zu bringen, bevor er in sein Zimmer ging. Er ist nämlich mit einem Stipendium auf der Schule, musst du wissen. Er kommt nicht aus dem Viertel.
Aber im Auto ist mir eingefallen, dass ich mich gar nicht bei ihm bedankt habe. Also… Ich meine… Nicht für die Begleitung, sondern dafür, dass er einfach nett zu mir war, obwohl er allen Grund hätte, mir die kalte Schulter zu zeigen.
Weil einfach alle an der Schule so mies mit ihm umgehen, obwohl er niemandem was getan hat und sich immer korrekt verhält.
Und dafür, dass ich einfach mit anpacken durfte, auch wenn er mich keine einzige, schwere Sache hat machen lassen und auch verhindern wollte, dass ich mich schmutzig mache.“
Sie unterbrach sich kurz und ihre Mutter sah zu mir hinüber. Was mir Gelegenheit gab zu erkennen, dass sie tatsächlich mit ihren Töchtern verwandt war, denn ihr Blick war so undeutbar, dass ich sofort an die eine oder andere Situation mit Mel oder Jo denken musste.
Aber dann hörte sie weiter ihrer Tochter zu und ignorierte mein ziemlich dämliches Gesicht.
„Jedenfalls bin ich dahin gelaufen, wo er ungefähr wohnen müsste und da habe ich gesehen, wie vier Arschlöcher auf ihn eingetreten haben. Und sie sind alle aus meiner Klasse!
Und der Hausmeister stand in der Nähe und hat sich einfach nicht getraut, sich einzumischen. Also hab ich ihn angeschrien und dann hab ich die Jungs angeschrien, bis sie endlich aufgehört haben und weggelaufen sind.
Und dann dachte ich mir, du musst dir Matt ansehen und schauen, ob er ins Krankenhaus muss, weil sie ihm auch gegen den Kopf getreten haben…
Und jetzt… Oh Mom… Ich hab Angst.
Ich will nicht mehr auf diese Schule, wo die Typen so irre sind, dass sie einfach über jemanden herfallen, weil der sich mit mir gut versteht.
Das ist doch krank! Das sind doch Freaks!“
Der Baseballschläger, den ihre Aussage darstellte, am diesmal sehr sachte und tippte mich sozusagen nur an die Schulter aus Rücksichtnahme auf meine Kopfschmerzen.
Der absolute Hammer an ihrer Geschichte war, dass sie von vorne bis hinten wahr sein mochte. Und ich war mir nicht einmal sicher, ob nicht auch ihre Tränen echt waren, auch wenn das nicht so ganz zu ihr passte.
Und ihrer Mutter musste es ebenso gehen, wenn ich ihren Gesichtsausdruck richtig deutete.
„Du hast recht, Baby. Das geht zu weit“, antwortete die dann auch. „Weißt du, wer die Kerle waren?“
Jo schien zu nicken, denn ihre Mutter fuhr fort:
„Dann rufe ich jetzt die Polizei.“
„Bitte!“, musste ich mich nun aber doch einmischen.
„Das ist wirklich nicht nötig. Es geht mir gut…“
Beide fixierten sie mich nun und musterten mich mit unterschiedlichen Ausdrücken. Aber ich konzentrierte mich ganz auf die unmittelbare Gefahr. Auf den Ärger im Verzug, der mit einer Einschaltung der Bullen einhergehen würde.
Diese Gefahr in Gestalt von Jos Mutter überraschte mich aber noch einmal.
„Ist das so?“, fragte sie und kam auf mich zu.
Sie packte ziemlich energisch mein Kinn und drehte meinen Kopf so, dass sie in meine Augen sehen konnte.
„Eine leichte Gehirnerschütterung, und wenn ich mir die Schonhaltung so ansehe, dann wohl auch eine mögliche Nierenquetschung.“
„Sind sie Ärztin?“, platze ich verblüfft heraus.
„Psychologin“, antwortete sie.
„Aber ein wenig medizinisches Wissen gehört schon dazu.“
„Nun… Ich will nicht undankbar wirken, aber ich möchte eigentlich nicht so gerne ins Krankenhaus“, gestand ich – offenbar noch immer ziemlich benebelt und deswegen sehr offen – ein.
„Ärger mit den Behörden?“, fragte sie scharf und bewies damit, dass bei aller Fähigkeit zum gelegentlichen Ausbrechen aus gewohnten Mustern eine Wespe doch immer stechwütiges Insekt bleibt.
„Nein“, erwiderte ich selbst für mich überraschend kühl. „Ich kenne nur zu viele Leute, die gesund in eine der Gemeindekliniken gingen und tot wieder rauskamen.“
An ihren Augen konnte ich sehen, dass sie wusste, wovon ich sprach, auch wenn sie die Sache nicht weiter verfolgte. Die Kliniken für die Leute ohne Geld und schlimmstenfalls ohne Krankenversicherung waren Schlachthäuser und finanzierten sich zum Teil über den Verkauf von Organen, weswegen lebenserhaltende Maßnahmen bei ihnen nicht sehr hoch auf der Prioritätenliste standen.
Und manchmal erwies sich Gerüchten zufolge eine Lungenentzündung als sehr tödlich, wenn man gesunde Nieren oder ein starkes Herz hatte.
Und ich hatte immerhin noch eine gesunde Niere und war auch ansonsten ziemlich fit.
„Ich glaube nicht, dass sie ein Krankenhaus brauchen“, lenkte die Lady ein. „Eine Kopfschmerztablette und ein paar Tage Bettruhe werden ausreichen.“
„Dann bringen wir ihn im Gästezimmer unter“, meldete sich Jo.
Unmittelbar darauf war ich mir absolut sicher, in der absoluten Totenstille ein oder zwei Stecknadeln fallen gehört zu haben. Und zirpende Grillen. Hundertprozentig!
„Ich lasse ihn unter keinen Umständen auf den Campus zurück, solange diese Schläger frei herumlaufen“, schob Jo nach, noch bevor ihre Mutter oder ich reagieren konnten.
„Wenn er aber keine Anzeige erstatten will…“, versuchte die Dame des Hauses es dann noch einmal schwach.
„Dann erstatte ich die.
Ich habe schließlich alles gesehen.“
Diskussion zwecklos.
Tatsächlich war es diese Botschaft, die ich kurz stumm mit Mutter Jo austauschte, als wären wir nicht zwei Wesen von unterschiedlichen Enden der Nahrungskette.
Und dann tat ich noch etwas, dass ich gleich darauf bitter bereute, weil mein Körper mir sofort die Quittung dafür präsentierte.
Aber was hätte ich sonst tun sollen, als die Frau einen Schritt zur Seite machte und ziemlich sicher auf der Mischung aus Feuchtigkeit und Dreck ausrutschte, die ich in ihr Haus befördert hatte. Ich musste sie einfach an der Hüfte auffangen, als sie aus dem Gleichgewicht kam und sich sonst ziemlich undamenhaft auf dem Boden lang gemacht hätte.
Und ich ließ sie ja auch sofort wieder los. Was in erster Linie daran lag, dass ich eine Hand für meinen Kopf und die andere für meine Seite brauchte, als dort gleichzeitig zwei kleine Schmerz-Atombomben explodierten.
Mit meinem „Ouhh… Fuck!“ übertönte ich für mich selbst einen Teil dessen, was dann zwischen den anderen Anwesenden vorging. Das Ergebnis war allerdings, dass Jo und die omnipräsente und beinahe unsichtbare Estella mich irgendwo hinbrachten.
Mir fiel auch auf, dass Jo dann ein wenig zögerte, bevor sie den Raum verließ, während Estella blieb und kurz darauf anfing, mir an die Wäsche zu gehen.
Zugegeben… Mir war schon klar, dass sie mir wahrscheinlich beim Ausziehen helfen sollte.
Aber das war einfach ein wenig zu viel für einen Tag.
„Incluso me pueda“, schnappte ich vielleicht ein bisschen hart.
Mein Spanisch mochte nicht sonderlich gut sein, aber sie verstand schon, dass ich ihr mitteilen wollte, wie gut ich allein dazu in der Lage wäre, mich freizumachen.
Und ich verstand ziemlich gut, wie sie mir ganz formlos in ihrer Muttersprache mitteilte, dass ich mich gefälligst nicht so anstellen solle und wir beide Ärger bekommen würden, wenn sie mich nicht schleunigst geduscht bekäme.
Ja genau…
Die Realität entwickelte sich dann auch wirklich exakt so, wie man es an dieser Stelle von einem schlechten Film erwartet hätte. Denn die bittere Wahrheit war, dass ich nicht allein auf den Beinen stehen konnte, weil das Schwindelgefühl einfach nicht nachließ.
Dementsprechend konnte ich leider oder glücklicherweise auch nicht wirklich genießen, mit einer wirklich gutaussehenden Latina in schicker Unterwäsche zusammen unter der Dusche zu stehen.
Nicht einmal zum Schämen hatte ich Zeit.
Vermutlich hatte ich ein paar kurze Aussetzer, denn zum einen war mir, als hätte sie einmal etwas gemurmelt, wie ‚Apetitoso’ – also in etwa ‚lecker’ – und zum anderen fand ich mich eher plötzlich in einem Bett wieder, dass wirklich jedes Klischee von mehr Bequemlichkeit für mehr Geld erfüllte.
Ich hätte einfach selig einschlafen können, wenn nicht als Nächstes diese beiden Bullen im Raum erschienen wären.
In meinem Zustand konnte ich leider nicht so richtig würdigen, dass der Latino und die Afro-Amerikanerin sich als Klassenunterschieds-Rassisten outeten, wie eine billige Seifenoper es nicht besser hätte darstellen können. Aber das war ja auch nichts Neues…
Ich konnte mir ziemlich genau vorstellen, wie unterwürfig und zuvorkommend man sich gegenüber den Damen des Hauses verhalten hatte. Und nun redete man mit jemandem, über den es eine Akte gab und der ganz einfach zum Abschaum gehörte.
Was sich auf den Tonfall natürlich auswirkte.
„Dann erzähl mal, Punk“, meinte das männliche Streifenhörnchen. „Haben die bösen, bösen Jungs dich so richtig hart rangenommen?“
„Oder waren es doch keine Kerle, sondern ein paar Mädels?“, schlug seine kastenförmige Kollegin vor.
„Ich kann mich an nichts erinnern“, versuchte ich den einfachen und diplomatischen Weg.
„Ach er kann sich nicht erinnern“, säuselte Miss Uganda von vor dreißig Jahren sarkastisch.
„Vielleicht müssen wir ihn etwas eindringlicher verhören“, schlug ihr turnschuhgesichtiger Kollege vor. „Auf dem Revier würden wir sicherlich alles von ihm erfahren.“
„Davon träumst du, Motherfucker“, rutschte mir leider in meinem nicht ganz klaren Zustand heraus.
Und damit hatte ich mir – Überraschung, Überraschung – zwei neue Freunde gemacht. Widerworte waren einem Gossenpunk nämlich nicht gestattet.
Rechte gab es nur für Leute, die sich einen Anwalt leisten konnten.
Meine gegenwärtige Reaktionsgeschwindigkeit reichte bei Weitem nicht aus, um etwas zu unternehmen, bevor ich die Pistole von A-Hörnchen unter der Nase hatte.
Gefahr für mein Leben ging davon zwar nicht aus, denn das Kopfkissen unter mir war wahrscheinlich mehr wert, als seine gesamte Altersvorsorge, aber ein paar Schläge mit dem Kolben auf meinen schmerzenden Kopf wären sicherlich drin.
Meine Rettung kam von ziemlich unerwarteter Seite.
„Ich glaube nicht, dass ich mit ihren Befragungsmethoden eines Zeugen einer Straftat einverstanden bin“, ließ sich Jos Mutter von der Tür aus vernehmen. Und ihr Tonfall war gänsehautverdächtig kalt.
„Verzeihung, Ma’am“, riss sich mein Latino-Freund zusammen und steckte seine Knarre weg. „Ähm… Widerstand geg…“
„Wenn sie es wagen sollten, den Vorwurf auszusprechen, wird ihr nächster Dienstposten sicherlich nicht in einem Viertel wie diesem sein“; unterbrach sie ihn unvermindert eisig. „Falls ich nicht ohnehin zu dem Schluss kommen sollte, dass ich auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde nicht verzichten möchte.“
Bamm! Das saß!
Die Befragung ging danach extrem gesittet vonstatten und war schnell vorbei, weil ich mich weiterhin an rein gar nichts erinnern konnte.
Und zwei neue Feinde hatten mich ganz fest in ihr Herz geschlossen und kannten mein Gesicht.
Yay…
Zwei Minuten später war mir das allerdings egal, denn was auch immer das für eine Tablette gewesen sein mochte, die man mir gegeben hatte… Sie wirkte.
Ich schlief ziemlich gut gelaunt ein und fand es überhaupt nicht beunruhigend, dass sich die Farbgebung des Raums immer wieder veränderte.
Und was ich auch gar nicht beunruhigend oder komisch fand, war der Traum davon, wie irgendwann später Jo in den Raum kam, über mich drüberkletterte und sich zu mir hinab beugte, um zu flüstern: „Kein Sterbenswort!“, bevor sie sich an meine Seite kuschelte und mich wieder einschlafen ließ.
Leider war der Effekt verflogen, als ich so in etwa zum Sonnenaufgang aufwachte und sich tatsächlich ein warmer, weiblicher Körper in meinem Arm befand. Und dem fruchtig duftenden, schwarzen Haar in meinem Gesicht zufolge war es nicht die brünette Estella.
Mein scharfes Einatmen weckte Jo und ließ sie den Kopf heben und zu mir aufblicken. Und…
Was war noch gleich das Thema meiner Gedankengänge gewesen?
Süße, verschlafene Gesichter, ein wenig zerknautscht und mit recht verträumtem Augenausdruck? Gemeinsames Frühstück im Bett nach einer langsamen, romantischen Nummer, die Rücksicht auf meine leichten Kopfschmerzen nicht außer Acht ließ? Familiengründung in der Hoffnung auf ein oder zwei Töchter, die von ihrer Mutter diese sagenhaften Augen erben würden?
Ich war hilflos. Und ich war nicht in der Lage, etwas anderes zu tun, als staunend in dieses Gesicht zu blicken.
Meine Belohnung war eines der süßesten Lächeln, die ich jemals hatte sehen dürfen.
„Guten Morgen“, wisperte sie.
„Kann ich bestätigen“, murmelte ich abgelenkt.
Sie schlug kurz die Augen nieder und lächelte in sich hinein.
„Ein Jammer, dass ich zur Schule muss“, hauchte sie dann auf eine Art und Weise, bei der mein Körper ganz neue Reaktionsmöglichkeiten entwickelte. „Und ein Jammer, dass ich mir gleich ins Höschen mache…“
…
„Oh…!“
Meine Reaktion kam mit ungefähr der gleichen Verzögerung, wie sie auch eine zwanzig Meter lange Zündschnur erzeugt. Mein Gehirn war einfach nicht in der Lage, schneller solche Informationen zu verarbeiten.
Ich wollte mich dann – unwillkürlich, wenn man die Reaktionsschwäche mit einberechnet – aufrichten, aber ihre Hand auf meiner Brust verhinderte das.
Moment…
Seit wann war ihre Hand da? Und wieso hatte ich die kernschmelzartigen Temperaturen dort nicht zuvor bemerkt?
„Bleib liegen. Du bist angeschlagen und ich bin schon einmal… über dich drüber gestiegen…“
Schluck!
Ja…
Wer war ich noch gleich?
Achja… Ein sabbernder Haufen Wackelpudding in den Fängen ihres Tonfalls und der Art, wie sie auf diese Anspielung hin wieder kurz den Blick niederschlug, sich die Lippen befeuchtete und sich dann verspielt auf die Unterlippe biss.
Und Jo war noch nicht fertig…
Unter der Decke, die sie sich mit mir geteilt hatte, glitt sie über mich und vermied dabei in keinster Weise, dass unsere Nasen sich bis auf wenige Mikrometer nahe kamen.
Wie auch immer es mir hatte entgehen können – erst in diesem Moment fiel mir auf, dass sie ganz eindeutig kein Shirt oder Nachthemd trug.
Und auch keinen BH oder sonst irgendetwas, dass verhindert hätte, dass ihre Brüste über meinen Oberkörper streiften.
An sich wäre allein das schon geeignet gewesen, mir einen weiteren Blackout zu verschaffen. Aber dann hätte ich verpasst, wie etwas, dass ohne jeden Zweifel an ihren Nippeln befestigt war, meine eigenen Brustwarzen streifte.
Und… Fuck… Ich hatte wirklich eine Schwäche für diese Art von Körperschmuck.
Allerdings wurde das dann doch zur Nebensächlichkeit, als der Körperkontakt unser beider Aufmerksamkeit auf unsere Unterkörper lenkte.
„Oh…“, hauchte sie und ihr Blick verklärte sich ein wenig. „Für mich…?“
Was sollte ich darauf antworten?
Nein, dass macht er jeden Morgen…? Steif ist der Schwanz der Bisamratte…? Gar nichts…?
„Normalerweise bevorzuge ich Blumensträuße als Zuneigungsbekundungen“, schnurrte sie und blickte mir dabei tief in die Augen. „Aber bei einem Mann wie dir ist ein schönes Stück Holz absolut in Ordnung…“
Hei-li-ge Schei-ße!
Ich war so dermaßen Beute, dass ich einfach gar keinen klaren Gedanken zustande bekam.
Meine komplette Aufmerksamkeit war von ihren Augen gefangen.
Und von dem Gefühl, wie sich – nur getrennt von einem spürbar hauchdünnen Stück Stoff – etwas Heißes, Weiches, und ziemlich sicher auch Feuchtes über die gesamte Länge meiner Morgenlatte schob.
Ich konnte nur noch schnaufen.
„Mmh…“, machte sie derweil genießerisch. „Welches Baujahr hat diese Corvette?“
Unten angekommen, wo ich an der Basis meines Schwanzes ungelogen ihren Pulsschlag spüren konnte, kehrte sie die Bewegung um. Und trotz des Stoffs fühlte ich unglaublich deutlich, wie ihre Schamlippen an beiden Seiten meiner Latte wieder hinaufglitten.
„Egal…“, ergänzte sie mit glänzenden Augen. „Ich bin mir absolut sicher, dass er in meine Garage passen würde…“
Ich hatte nie zuvor einen dermaßen erotischen Moment erlebt.
Und ich war nie zuvor so dermaßen reglos und untätig dabei.
Alles in mir schrie danach, ihre Hüfte zu packen und das verfickte Höschen einfach zu durchstoßen wie en Jungfernhäutchen. Und so rein vom Spannungsgefühl her hätte das auch geklappt.
Aber ich tat es nicht.
Warum?
Keine Ahnung. Mein Gehirn war gerade nicht da und konnte die Frage nicht beantworten.
Jo wusste, dass ich mich einhundert-fünfundneunzig-prozentig in ihrer Hand befand und sie genoss es sichtlich. Aber sie schien auch ein klein wenig enttäuscht, dass ich nicht zumindest ein wenig Initiative zeigte.
Mit einem Seufzen setze sie ihre Seitwärtsbewegung fort und glitt wieder von mir hinunter.
Dann stieg sie aus dem Bett und zeigte mir noch ein paar Besonderheiten, die ich bei ihr vielleicht hätte erwarten sollen.
Die Auffälligsten davon waren die beiden tätowierten Engelsflügel auf ihrem oberen Rücken, aber die Muster im unteren Bereich waren auch nicht ohne. Vor allem, weil sie offenbar nach vorne hin weiterliefen und einen kleinen Spruch umrahmten, den ich wirklich niemals bei einer Frau aus ihrer Gesellschaftsschicht erwartet hätte:
One inch more or less DOES matter beyond the target line
Totaler, mentaler Overload war die Folge.
Jo war ein Blechbunny. Oder sogar selbst eine Fahrerin. Oder zumindest schon mal in Berührung mit der Szene gekommen.
Sie war sowas von keine Barbie…!
„Ich hatte mir wirklich tausendprozentig vorgenommen, auf keinen Fall Mitglied in deinem Sexclub zu werden oder mich sonstwie auf dich einzulassen“, sagte sie leise, nachdem sie sich nach ihrem Shirt auf dem Boden gebückt hatte.
Mit durchgestreckten Beinen! Und ohne Rücksicht darauf, dass sie einen hauchdünnen String trug.
„Aber das war, bevor du dich von vier Pennern hast verprügeln lassen, die du ziemlich sicher ganz leicht in die Tasche hättest stecken können…“
Ich blickte zu ihrem Gesicht auf.
Glitzernde Feuchtigkeit in ihrem Schoß hin oder her. Selbst der Anblick der Seite ihrer Brust war nicht ganz so wichtig, wie der Ernst in ihrer Stimme. Auch wenn er nicht unbemerkt blieb…
„Hättest du dich auch für Mel so verprügeln lassen?“
Ich nickte langsam. Da hätte ich, aber bevor ich einwenden konnte, dass ich nicht wirklich für sie – für Jo – Prügel bezogen hatte, fuhr sie schon fort.
„Und für mich hättest du es auch getan, nicht wahr…?“
„Für dich würde ich töten.“
Schon Sekunden danach hatte ich selbst das Gefühl, das ich damit so ziemlich den dämlichsten Spruch geklopft hatte, der möglich war.
Aber es war mein voller Ernst. Und das Faszinierende war: Sie erkannte das.
An der Tür hielt sie noch einmal inne und drehte nicht einmal den Kopf, um mir noch etwas mitzuteilen.
„Ich bin kein geduldiger Mensch, Matt. Und ich bin so stolz, dass es schon fast als Geisteskrankheit durchgeht.“
Sie ließ das für eine Sekunde wirken, bevor sie die Bombe zündete.
„Also wenn du noch einmal eine Chance vorüberziehen lässt, zuzugreifen, wenn ich dir ein Angebot mache, dann wird es keine weitere geben…“
Damit war sie aus dem Zimmer verschwunden und ließ mich mit einer Million Gedanken allein.
Und wenn es kein verficktes Schicksal war, dass genau in dem Moment der dämliche Radiowecker anging und die Stimme von Jessica Silverstone ertönte, wie sie ihr topaktuelles Cover eines alten Liedes zum Besten ab, dann wusste ich auch nicht…
„You're one in a million.
You're once in a lifetime.
You made me discover one of the stars above us.
I've been looking for that special one.
And I've been searching for someone to give my love.
And when I thought that all the hope was gone.
You smile, there you were and I was gone.“
Och Menno…
Fuck me!
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